Was ist eine Angststörung? Wie kann man sie überwinden?

Die übersteigerte Angst braucht keine konkrete, reale Bedrohung, um den Betroffenen zu belasten – und, unbehandelt, seine Lebensqualität zu beeinträchtigen.

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Man muss nicht selbst überfallen oder angegriffen worden sein, um eine Angststörung zu entwickeln. Man muss auch nicht akut unter einer Krisensituation oder einem Trauma leiden, um eine Angststörung zu entwickeln. Die übersteigerte Angst braucht keine konkrete, reale Bedrohung, um den Betroffenen zu belasten – und, unbehandelt, seine Lebensqualität zu beeinträchtigen.

Angst ist eine natürliche Funktion des Körpers

Der Mensch hat im Laufe seiner Entwicklung einen Überlebensinstinkt entwickelt, um sich anfänglich vor Raubtieren oder Eindringlingen zu schützen. Heute hilft uns die Angst, bei Erdbeben Schutz zu suchen, vor gefährlichen Tieren Abstand zu nehmen und nicht über eine vielbefahrene Straße zu laufen. Manche Menschen haben Angst vor Spinnen, andere vor Höhe, einer Prüfung oder davor, eine Rede vor Publikum zu halten.

Angst äußert sich auf verschiedene Weise – beispielsweise eine erhöhte Aufmerksamkeit im Straßenverkehr, Fluchtverhalten und/oder Vermeidung. Körperlich spüren wir die Angst in Form von Herzrasen, beschleunigter Atmung, Schwitzen oder Zittern.

Wie äußert sich eine Angststörung?

Auch bei einer Angststörung verspüren Betroffene, wie ihr Herz rast, die Atmung schwerer wird, der Schweiß ausbricht, sie zittern und die Beine wackelig werden. Es gibt aber wesentliche Unterschiede zwischen der natürlichen Angst und der übersteigerten Angst – der Angststörung.

Bei einer Angststörung treten die Symptome ohne konkreten Anlass auf. Es besteht keine akute Gefahr und dennoch reagiert der Körper mit Herzrasen, Fluchtinstinkt, Atemnot und Schwindel – oft verbunden mit Beklemmungsgefühlen, Enge in der Brust oder Übelkeit. Anders als bei der natürlichen Angstreaktion lässt die Angststörung nicht nach wenigen Minuten nach, wenn der Körper registriert, dass die Gefahr vorüber ist oder die Angst unbegründet war. Die Angststörung ist eine dauerhafte psychische Erkrankung, die sich in regelmäßigen, kürzeren oder längeren Angstanfällen oder Panikattacken äußert. Betroffene können die körperlichen Symptome oder die Gedanken, die einen Angstanfall heraufbeschwören, nicht kontrollieren.

Die Angststörung muss daher aktiv behandelt werden, damit der Betroffene ohne seelischen und körperlichen Qualitätsverlust sein Leben leben kann. Für eine erfolgreiche Therapie muss man den Ursachen der Angststörung auf den Grund gehen.

Wie entsteht eine Angststörung?

Wenngleich die Angststörung, oder besser die Angstattacke, keinen akuten Auslöser braucht, gibt es für die psychische Erkrankung eine Ursache.  Das muss nicht immer das schwerwiegende Trauma einer lebensbedrohlichen Erkrankung, eines Unfalls oder eines Missbrauchs sein. Die Ursachen für eine Angststörung sind sehr vielseitig und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Unter anderem können verschiedene Lebensereignisse (vergangene und aktuelle), die Erziehung, soziale Herausforderungen oder persönliche Verhaltens- und Denkweisen eine Angststörung auslösen. Neurologische und genetische Ursachen sind ebenfalls möglich. In der Regel wirken verschiedene Einflussfaktoren bei der Entstehung der Angststörung zusammen.

Welche Formen der Angststörung gibt es?

In der Diagnostik unterscheidet man meist folgende Arten der Angststörung:

Generalisierte Angst: Die generalisierte Angst (GAS) ist die übersteigerte Angst vor realen Gefahren und Risiken, deren Wahrscheinlichkeit und Konsequenzen aber stark überschätzt werden. Bereiche, auf die sich die generalisierte Angst beziehen kann, sind unter anderem die eigene Gesundheit oder die des Partners, der Kinder, die berufliche oder finanzielle Situation oder die Partnerschaft. Menschen mit generalisierter Angst sorgen sich immer und sind ständiger Anspannung ausgesetzt. Wer unter generalisierter Angst leidet, kann schnell eine Hypochondrie entwickeln. Sie wird als Gesundheitsangst beschrieben: Eine übertriebene Angst vor Erkrankungen, die Einbildung von Erkrankungen und das zwanghafte Bedürfnis, seinen Gesundheitszustand zu beobachten.

Panikstörung/Panikattacken: Panikattacken sind plötzliche Angstanfälle ohne konkreten Auslöser. Betroffene werden von der Angst „überfallen“. Die körperliche Reaktion ist meist sehr heftig und wird von starkem Zittern, Hyperventilation, Atemnot und Enge in der Brust, Herzrasen, Hitze- oder Kälteschauer und Taubheits- oder Schwindelgefühlen begleitet. Betroffene leiden oft unter der übersteigerten Angst vor dem Kontrollverlust, der Derealisierung (Verlust des Wirklichkeitsgefühls) oder der Angst, zu sterben (akut durch einen Unfall oder eine Erkrankung sowie generell).

Platzangst: Die Agoraphobie wird durch weite Plätze und Menschenmengen ausgelöst. Umgangssprachlich wird die Platzangst als Angst vor engen oder geschlossenen Räumen bezeichnet. Der Fachbegriff hierfür ist jedoch Klaustrophobie (Raumangst). Beides sind Formen der Angststörung. Die Betroffenen fürchten, im Notfall nicht fliehen zu können. Sie „lösen“ ihr Problem oft mit der Vermeidungsstrategie, vermeiden also öffentliche Verkehrsmittel, Plätze, Supermärkte, Kinos und Theater und alle anderen Orte, an denen sie Beklemmung und Angst verspüren.

Soziale Angst: Die soziale Angst gilt innerhalb der Angststörung als Phobie. Sie beschreibt die Angst vor der hohen Aufmerksamkeit anderer Menschen, der (negativen) Beurteilung von Menschen und sich peinlich oder beschämend zu verhalten. Die damit einhergehenden Symptome wie Sprechhemmung, Harndrang, Durchfall und Panik verschlimmert die akute Angstsituation und führt oft dazu, dass Betroffene den sozialen Kontakt meiden oder die Angst entwickeln, zur Arbeit zu gehen.

Spezifische Angst: Die spezifischen Ängste, auch eine Form von Phobien, sind weit verbreitet. Dazu gehört die Angst vor Spinnen, Flugzeugen, Höhe oder Ärzten und Krankenhäusern. Die Angststörung entsteht nur in Verbindung mit den bestimmten Situationen oder Objekten, wenngleich sogar der Anblick oder Gedanke an das Objekt die Angstsymptome auslösen kann.

Die verschiedenen Arten der Angststörung können in Kombination auftreten oder mit weiteren Krankheitsbildern wie Depression, Sucht oder Psychosen einhergehen. Nicht selten flüchten sich Betroffene in ein Vermeidungsverhalten, zum Beispiel Rückzug aus der Familie und Gesellschaft, verändertes Essverhalten, Alkohol- oder Drogensucht.

Angststörung erkennen und behandeln

Es ist wichtig, die Ängste zu überwinden, damit die Angststörung das Leben des Betroffenen nicht beeinträchtigt. Die Angststörung kann sich psychisch sowie körperlich gravierend auswirken, beispielsweise durch weitere psychische Erkrankungen oder Herzinfarkte und Unfälle als Folge des Fluchtverhaltens. Die Angst vor Erkrankungen, Ärzten oder Krankenhäusern kann beispielsweise dazu führen, dass reale, ernsthafte Erkrankungen nicht oder erst sehr spät entdeckt und behandelt werden können. Die soziale und berufliche Isolation wirkt sich auf Psyche, Familie, Partnerschaft, Freundschaft und die finanzielle Situation aus.

Nicht immer ist es für den Betroffenen oder Angehörige leicht, eine Angststörung zu erkennen – insbesondere, wenn sie ohne Panikattacken, Herzrasen und Ohnmachtsanfälle auftritt. Auch andere körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Schwindel können Symptome für Angstzustände sein. Das ist auch der Grund, warum viele Betroffene zunächst zum Hausarzt, Neurologen, Kardiologen oder Orthopäden gehen – ohne Befund.

Für die Angsttherapie ist es immer hilfreich, wenn sich der Betroffene mit seiner Situation frühzeitig auseinandersetzt und selbst erkennt, dass eine Angststörung vorliegt und behandelt werden muss.

Eine Angststörung kann dann vorliegen, wenn:

  • die Angst unbegründet und intensiv ist
  • Panik und Angstzustände häufig auftreten
  • die Symptome über einen längeren Zeitraum (ca. 6 Monate) anhalten (ohne körperliche Ursache)
  • sich die Gedanken häufig oder hauptsächlich um die Angst kreisen
  • die Angst Lebensbereiche einschränkt
  • Vermeidungsstrategien angewandt werden 
  • ein starker psychischer Druck und Anspannung anhalten

Unterschiedliche Behandlungsmethoden bei Angststörung  

Eine Angststörung verschwindet nicht ohne eine Behandlung. In der Regel müssen die Betroffenen, je nach Schwere ihrer Angststörung, für einen gewissen Zeitraum psychologisch und allgemein medizinisch betreut werden. Das hängt auch immer davon ab, ob weitere Erkrankungen wie Depressionen oder Suizidgedanken aufgetreten sind.

Wer bei einer Angststörung eine Therapie machen möchte, kann unter anderem eine Gesprächs- oder eine Verhaltenstherapie machen. Auch die Psychoanalyse und Entspannungstherapie (z. B. autogenes Training, Hypnose, progressive Muskelentspannung) sind häufig angewandte Methoden zur Behandlung einer Angststörung. Mehr über die Behandlung der Hypochondrie lesen Sie hier.

Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, seine Persönlichkeit und das Vertrauen in sich selbst zu stärken. Bei einer Angststörung kann die Selbsthilfe einen wesentlichen Beitrag zur Behandlung beitragen, zum Beispiel durch Selbsthilfegruppen, gezieltes Persönlichkeitscoaching, Tagebuch führen, Stressmanagement, Sport und eine gesunde Ernährung.

Welche Methode die passende ist, muss im Einzelfall zwischen dem Betroffenen und den behandelnden Ärzten und Therapeuten definiert werden. Grundsätzlich ist die Angststörung eine gut therapierbare Erkrankung, sodass Menschen mit dieser psychischen Last nicht leben müssen.

 


Mit gezielten Übungen, Ängste reduzieren und wieder angstfrei leben!

Eine Form des Coachings bieten Lutz Urban und Dr. med. Dietmar Hansch, Leiter der Abteilung für Angsterkrankungen an der Privatklinik Hohenegg an. Mit ihrem vielseitigen flowlife Stress-Management-Programm unterstützen sie Menschen dabei, ihre Ängste erfolgreich zu überwinden. Die Teilnehmer lernen, die Zusammenhänge zwischen Stress und Ängsten zu erkennen und sich im Alltag aktiv selbst zu helfen. Das betrifft:

  • Platzangst, Flugangst, Höhenangst, Angst vor Tieren, Angst vor öffentlichen Auftritten,
  • körperbezogenen Ängste, Panik und Angst vor Krankheiten (Hypochondrie),
  • Angst vor äußerlich gegebenen Situationen, Phobien,
  • Zukunftsangst, generalisierte Angststörung (die sogenannte Sorgenkrankheit)

Schauen Sie sich dazu auch gerne das Interview mit Dr. Dietmar Hansch an, in dem er mit Lutz Urban näher auf das Programm zum Stress-Management und Angstabbau eingeht. Das gesamte Programm finden Sie hier im Überblick: Stress – Das Sofortprogramm!

 
 
 

 

Lutz Urban Autorenprofil

Der flowlife Gründer ist Trainer für gesunde Höchstleistung in Sport und Wirtschaft. Er ist Deutschlands führender Experte für die praktische Anwendung des FLOW-Prinzips, dem erfolgreichsten Prinzip für ganzheitliche Potenzialentwicklung, das die Wissenschaft kennt. Seine Arbeit basiert auf den Erfahrungen aus über 23 Jahren Tätigkeit als Trainer, Seminarleiter und Coach.

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